Bereits die Vergabe an Katar als Austragungsort der Fussball-WM 2022 war eine nur schwer nachvollziehbare Entscheidung. Seitdem wurde immer wieder öffentliche Kritik an den Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien, an Menschenrechtsverletzungen und eingeschränkter Meinungsfreiheit laut, doch Katar als auch die FIFA versuchten zu beschwichtigen und warne bemüht einen anderen, weltoffenen Eindruck zu erwecken. So versprachen sie Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen als auch, das für LSBTIQ* bei einem Besuch der WM in Katar keine Gefahr drohe.

Nur wenige Tage vor der WM wurden diese Versprechungen teilweise ad absurdum entlarvt, als der katarische WM-Botschafter Khalid Salman in einem Interview davon sprach, dass Homosexualität ein „geistiger Schaden“ sei. In dem Zusammenhang möchten wir auch noch einmal darauf hinweisen, dass in dem Emirat auf Homosexualität eine langjährige Haftstrafe steht und nach Scharia-Recht könnten muslimische Gläubige sogar wegen ihrer sexuellen Orientierung zum Tode verurteilt werden.

Nur einen Tag nach der Eröffnung der Fussball-WM wurde bekannt, dass auf Druck (oder durch Drohung) der FIFA die sieben europäische Länder, die mit der “One Love”-Pseudo-Regenbogenbinde ein kleines Zeichen für Menschenrechte und Meinungsfreiheit zeigen wollten, davon Abstand nehmen werden und die Spieler die Binde nicht tragen werden. Bei einem Verstoß gegen die Auflage habe die FIFA mit Geldstrafen als auch sportlichen Konsequenzen gedroht.

Als Verein, der sich für die Sichtbarkeit und Rechte von LSBTIQ* einsetzt, hat uns das Einknicken – anders kann man das Verhalten des DFB nicht nennen – zutiefst enttäuscht und getroffen. Die Entscheidung aus Angst vor möglichen, nicht konkreter definierten Konsequenzen, auf ein Zeichen für Menschenrechte und Meinungsfreiheit zu verzichten, ist für uns nicht akzeptabel und zeigt das mangelnde Rückgrat bei den Verantwortlichen, wenn es klar darum geht Haltung zu zeigen und für Überzeugungen einzustehen.

Von den großspurigen Ankündigungen des DFB mit Blick auf Menschenrechte und Meinungsfreiheit in Katar ist somit rein gar nichts übrig geblieben. Konsequent wäre gewesen, dass die sieben europäischen Mannschaften nach der Drohung durch die FIFA und den Vorfällen iim Vorfeld der WM, ihre Teilnahme abgebrochen und die Heimreise angetreten hätten. So jedoch manifestiert sich der Eindruck, dass es hier weder um den Sport oder Menschenrechte geht, sondern allein der Kommerz im Mittelpunkt der diesjährigen Fussball-WM steht. Angesichts der weltweiten Begeisterung für den Fussballsport ist diese Botschaft mehr als tragisch.

Dass man übrigens auch Haltung zeigen kann bei der Fussball-WM in Katar haben am Montag die Spieler der iranischen Mannschaft bewiesen. Diese hatten bei ihrem Auftaktspiel während der eigenen Nationalhymne komplett geschwiegen und wollten damit ein Zeichen der Solidarität an die Regime-Kritiker in der Heimat aussenden. Mit dieser Aktion haben die iranischen Nationalspieler Spieler für sich und ihre Angehörigen viel mehr riskiert als eine gelbe Karte oder Punktabzüge.

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